Sinkende Mitgliederzahlen, steigende Kosten

Die reformierte Kirche im Kanton Zürich befindet sich im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen Interessen und ihrem sozialen Auftrag. Historisch wurden Pfarrhäuser an zentralen und attraktiven Lagen errichtet, die nicht nur als Wohnraum für Pfarrer, sondern auch als Orte der Begegnung und Gemeinschaft dienten. Mit den sinkenden Mitgliederzahlen und den steigenden Unterhaltskosten sieht sich die Kirche jedoch zunehmend unter Druck, ihre finanziellen Ressourcen zu optimieren.

Dies führt zu erheblichen Veränderungen in der Nutzung kirchlicher Immobilien. Um ihre finanzielle Lage zu stabilisieren, plant die Kirche, Mietwohnungen zu schaffen und sogar Kirchengebäude umzunutzen, was auf Kritik stösst. Kritiker sehen darin einen Widerspruch zu den traditionellen Werten der Kirche.

Kirche will Immobilien-Erträge steigern

Die Kirche rechtfertigt ihre Pläne zur Fremdvermietung, Umnutzung oder zum Verkauf mit finanziellen Zwängen. Angesichts steigender Instandhaltungskosten und sinkender Kirchensteuereinnahmen sieht sie sich gezwungen, neue Einnahmequellen durch den Verkauf oder die Vermietung von Immobilien zu erschliessen, um den Betrieb langfristig zu sichern.

Verlust von Identität und Eigentum

Diese Entwicklung hat jedoch auch Konsequenzen. Durch den Verkauf oder die Vermietung von Immobilien verliert die Kirche Teile ihres Eigentums. Zudem könnten Neubauten das Ortsbild verändern und den ursprünglichen Charakter eines Ortes beeinträchtigen.

Gegen diese finanzielle Optimierung des Immobilienportfolios regt sich Widerstand:

Dass die Kirche versucht, ihr Überleben langfristig zu sichern, ist legitim. Doch die Kirche soll nicht als Immobilienspekulantin überleben, sondern als Institution, die den Menschen ein Zuhause gibt. Heute profitieren viele gemeinnützige Organisationen, die nicht direkt zur Kirche gehören, von den günstigen Räumen.

Wie steht im Lukasevangelium: Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.

Innerhalb der Kirche führen diese Massnahmen zu Spannungen: Entspricht die Vermarktung von kirchlichem Eigentum den Wünschen der Mitglieder? Welche alternativen Finanzierungsmöglichkeiten gibt es, um den sozialen Auftrag der Kirche zu erfüllen, ohne auf den Verkauf oder die Vermietung von Immobilien angewiesen zu sein? Wie kann die Kirche ihre soziale Verantwortung in Zukunft aufrechterhalten?

Noch reichlich Kirchensteuer-Einnahmen

Die Zürcher Reformierten sind zwar keine regelmässigen Kirchgänger, doch zahlen über 80’000 von ihnen Jahr für Jahr Kirchensteuern. Die Zuwanderung wirkt den Kirchenaustritten entgegen und hält die Mitgliederzahlen weitgehend stabil. Zudem leisten Unternehmen einen erheblichen Beitrag zur Kirchensteuer. Da Firmen nicht aus der Kirche austreten können, waren hier in den letzten Jahren sogar steigende Einnahmen zu verzeichnen.

Die Suche nach finanzieller Stabilität ist verständlich, doch es besteht die Gefahr, dass die Kirche sich zunehmend zur Immobilienspekulantin entwickelt. Viele gemeinnützige Organisationen, die derzeit von günstigen Räumen profitieren, könnten in Zukunft ausgeschlossen werden.

tagesanzeiger.ch: Kirche, bleib bei den Menschen
 
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