Im nachfolgend verlinkten Artikel, ergründet das Nachrichtenportal Watson „Warum junge Menschen aus der Kirche austreten – und, warum sie bleiben“. Die Schweiz sei von einer Glaubenskrise betroffen und neben allgemeinen Informationen porträtiert drei junge Menschen, wieso sie ausgetreten sind oder wieso sie weiterhin Mitglieder der römisch-katholischen Kirche bleiben. Integriert in den Artikel sind zudem interaktive Umfragen zur Haltung der Leserschaft betreffend Religion, Kirche und Kirchenaustritt.

watson.ch: Glauben junge Menschen noch an Gott?

Meinungen von drei Jugendlichen zu Religion und Kirche

Kurz zusammengefasst äusserten sich im oben verlinkten Watson-Artikel Tobias, Juliana und Reto folgendermassen:

Tobias ist weiterhin Mitglied der katholischen Kirche, obwohl er viele ihrer veralteten Glaubenssätze kritisch sieht, wie etwa die Ausgrenzung von Minderheiten oder das Verbot der Ehe für Priester. Er kann gut nachvollziehen, warum viele den Glauben in die Kirche verloren haben, wünscht sich aber, dass die Kirche einen Wandel vollzieht und sich an die heutige Gesellschaft anpasst. Trotz dieser Kritik zahlt Tobias gerne Kirchensteuer, da er die kirchlichen Leistungen, wie die Unterstützung von Gemeinschaften, wertschätzt. Besonders bei Beerdigungen sieht er den grossen Wert der Kirche: Der Gottesdienst, das gemeinsame Trauern und die Vorstellung, dass die Verstorbenen in den Himmel kommen, spenden ihm Trost. Tobias sieht die Kirche als eine wichtige Institution, die bei einem Wegfall eine grosse Lücke hinterlassen würde.

Juliana trat vor zwei Jahren aus der katholischen Kirche aus. Sie fühlte sich nie richtig verbunden mit ihrer Kirchengemeinde und fand den dortigen Pfarrer unsympathisch und engstirnig. Ihr Austritt wurde auch durch die Missstände in der Kirche, wie die Missbrauchsskandale und die Doppelmoral, beeinflusst. Sie kritisiert, dass die Kirche Nächstenliebe predigt, aber gleichzeitig Andersgläubige und Minderheiten nicht akzeptiert. Zudem empfindet sie die Kirche als nicht mehr zeitgemäss: Die katholische Kirche sei in vielen Dingen stehen geblieben und tue sich schwer mit dem Wandel. Sie wünscht sich, dass die Kirche sich öffnet und Fehler eingesteht, damit sie das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen kann. Juliana sieht ihre Generation eher auf der Suche nach spirituellen Antworten ausserhalb der traditionellen Kirche, in persönlicheren Gemeinschaften ohne starre Regeln.

Auch Reto ist aus der katholischen Kirche ausgetreten, da er mit ihren veralteten Ansichten, insbesondere zum Frauenbild und zur LGBTQ-Community, nicht einverstanden war. Die Missbrauchsskandale und die Doppelmoral der Kirche spielten ebenfalls eine Rolle bei seiner Entscheidung. Vor seinem Austritt machte er sich Gedanken über seine Beerdigung und überlegte, ob er ohne die Kirche auf eine würdige Zeremonie verzichten müsste. Als er erfuhr, dass er auch ohne Pfarrer einen Redner für seine Beerdigung engagieren kann, fiel ihm der Entschluss leichter. Reto glaubt, dass die Kirche zu sehr in der Vergangenheit verharrt und nicht bereit ist, sich den modernen Ansprüchen anzupassen.

Umfrage-Ergebnisse

Es ist bekannt, dass sich bei der Altersverteilung der Kirchenaustritte besonders im Alter von 25 bis 35 eine Spitze mit relativ vielen Austritten aus der Kirche zeigt. Dies zeigt sich auch bei der Watson-Umfrage: Nur 6 Prozent waren demnach nie Mitglied der Kirche. Von den anderen 94 Prozent gaben 55 Prozent der Leserschaft an aus der Kirche ausgetreten zu sein. Dies ist eine nicht repräsentative Umfrage, in der Tendenz ist das Resultat aber als plausibel einzustufen.

Bei der Frage „Warum bis du aus der Kirche ausgetreten?“ geht es dann spezifischer um den Austritts-Grund, wobei hier die Auswahl der Gründe für den Kirchenaustritt bei der Umfrage etwas dürftig ausgefallen ist. Dies ist eine nicht repräsentative Umfrage und andere Quellen sprechen eher für eine deutliche höhere Gewichtung des finanziellen Aspekts der Kirchensteuer.

Beim Resultat auf die Frage „Bist du religiös?“ fällt der sehr tiefe Wert von 21 Prozent für die Antwort „Ja, ich glaube an Gott“ auf. Da würde hiessen, dass nicht einmal alle Kirchenmitglieder an Gott glauben würden. Es ist dabei aber auch zu bedenken, dass ein Teil der Website-Besucher wohl nur einen Teil der Fragen beantwortet hat. Anmerkung: Ein Atheist ist grundsätzlich der Ansicht, dass keine Gott und keine Götter existieren. Ein Agnostiker hingegen vertritt die Auffassung, dass die Existenz göttlicher Wesens zwar möglich sein könnte, deren Existenz aber durch menschliche Vernunft nicht geklärt oder erkannt werden kann.

 
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